Das verschweigt des Sängers Höflichkeit
Vermutlich aus der Niederlausitz

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(1) Als der liebe Gott die Welt geschaffen,
schuf er Fisch und Vögel, Rinder, Affen;
in die Mitte dieser großen Welt
hat er auch den Adam hingestellt.
Als nun dieser ist allein geblieben,
folglich keinen Handel hat getrieben,
sagt, womit vertrieb er sich die Zeit?
|: Das verschweigt des Sängers Höflichkeit, :|

(2) Als die Langeweil den Adam plagte,
kam der liebe Gott zu ihm und sagte:
"Es ist nicht gut, der Mensch sei so allein,
sprich, kann eine Gattin dich erfreun?"
"Eine Gattin? Ei, nun meinetwegen,
wenn ihr wollt, könnt ihr mir eine geben."
Sagt, ob sich der Schelm darauf gefreut?
|: Das verschweigt des Sängers Höflichkeit. :|

(3) Als nun Adam schlief, ist Gott gekommen,
hat ihm eine Rippe ausgenommen,
und nachdem er hin und her gedacht,
ihm ein schmuckes Weib daraus gemacht.
Als der alte Adam nun erwachte,
und die Eva freundlich ihn anlachte,
sagt, ob seine Ripp' ihn noch gefreut?
|: Das verschweigt des Sängers Höflichkeit. :|

(4) Als der liebe Gott den Adam fragte:
Ob ihm seine Eva auch behagte?
Sprach er: "Nehmt mir alle Rippen aus,
Herr, und macht mir lauter Weibchen draus!"
Ob der liebe Gott ihm das verdachte,
da ihn eine schon so glücklich machte,
sagt mir, welcher Meinung ihr wohl seid?
|: Dies verschweigt des Sängers Höflichkeit. :|

(5) Beide konnten sich im Glück nicht finden,
denn da draußen standen alle Sünden,
Adam selbst verdarb den ganzen Spaß,
als er von verbotnen Früchten aß.
Drum ihr Freunde, folget meinen Lehren,
laß von keiner Schönen euch betören!
Selbst wenn die Schönst' euch einen Apfel beut,
|: so schlagt ihn aus, aus lauter Höflichkeit. :|

 

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