Stoßseufzer einer Dame in bewegter Nacht
Tucholski (Theobald Tiger)
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(1) Der Teufel hol den schwarzen Kaffee, wieviel Uhr mags denn sein?
Ich kann ja nicht, kann ja nicht schlafen!
Und neben mir der alte Affe schläft immer gleich ein,
und ich kann nicht, ich kann nicht schlafen!
Ich bin ja noch munter und plage mich
und guck an mir runter und frage mich:
Sind das meine Beine – oder sind das seine Beine –
oder sind das unsre Beine – oder wie?
Mensch, schlaf nicht – schlaf bloß nicht – in Kompagnie!
(2) Da liegen viele Zeitungsnummern und ein Buch übern Tanz…
was nützt es denn, wenn ich noch lese?
Kann einer nämlich nicht entschlummern, und der andre, der kanns – :
dann wird man, dann wird man so beese…
Seh ich ihn so schlafen, dann will ich das auch.
Und er stößt mir die Beine in meinen Bauch…
Sind das meine Beine – oder sind das seine Beine –
oder sind das unsre Beine – oder wie…?
Mensch, schlaf bloß nicht – schlaf bloß nicht – in Kompagnie!
(3) Das ist die Hölle wie von Dante – der Mann ist so roh!
Die Decke, die ist immer seine….
Ich kipple ängstlich auf der Kante – mal so und mal so –
man denkt, man hat siebenhundert Beine.
Seh ich mir so an, welcher Haarwuchs ihn ziert:
es wär Zeit‘ daß er sich mal die Beine rasiert…
Sind das meine Beine – oder sind das seine Beine –
oder sind das unsre Beine – oder wie…?
Mensch, schlaf bloß nicht – schlaf bloß nicht – in Kompagnie!
(4) Als kleine Mädchen, bunt bebändert – hatten wir einen Wunsch:
Für die Nacht einen leiblichen Grafen!
Inzwischen hat sich das geändert – ich zieh einen Flunsch –
ich kann ja zu zwein doch nicht schlafen!
Ich wünsch mir nur eines, aber das wünsch ich sehr:
ich möcht mal allein sein – dann fragt ich nicht mehr:
Wem gehört denn – wem gehört denn – wem gehört denn das Bein!
Lieben: ja.
Aber schlafen? Allein … !
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